Pfundstücke

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      Astreine Seite, Junge!



      Am Anfang war das Wort: "Irgendwann musste es raus, ich muss es dir sagen: Ich hab mich höllisch in dich verknallt. Mit dir werde ich mich immer vertragen, und auch mit dir werde ich nicht alt." Zugegeben, es gibt romantischere Liebeserklärungen, aber welches Bier kann schon von sich behaupten, jemals eine bekommen zu haben?


      Karlsquell hat es geschafft. Das Kult-Bier von Aldi wurde 1981 von der Hamburger Punkband Slime auf ihrer ersten LP besungen, nein, ihm wurde gehuldigt. "Ich brauch' dich, am liebsten jeden Tag, denn du päppelst mich auf, wenn ich down bin, ich glaub', es ist der Alkohol, den ich an dir mag, mit dir hat das Wochenende einen Sinn", schmachtete Sänger Dirk Jora, der in der Folgezeit Hektoliter des Gerstensaftes als Liebesbeweis auf der Bühne konsumierte.

      Als passionierter Slime-Fan kamen auch meine Bandkollegen und ich damals nicht um die weißen Dosen mit der blau-weißen Aufschrift herum, die am Wochenende zur Pflichtausstattung eines jeden Dorfrebellen gehörten. Karlsquell war nicht nur Bier, es war auch eine Geisteshaltung. Es war eine Kampfansage an all die Spießer, die am Samstagabend mit Becks-Flaschen und gegelten Haaren in ihren 3er-BMW vor der Disco in der Dorftanzschule rumlungerten.

      Sie nannten es "Aldis Rache"

      Und es war erschwinglich. "Der Weg zum Aldi-Markt ist nicht weit. Und ich bin sofort bei dir - für zehn Mark zieh ich mir 'ne Palette rein, vom hirnwegfetzenden Bier", sang Slime und nahm damit einen der größten Tage im Leben eines Karlsquell-Fans vorweg. Eigentlich kostete eine Palette mit 24 Dosen à 0,33 Liter damals taschengeldkompatible 11,76 Mark, also 49 Pfennig pro Dose. Doch Anfang der neunziger Jahre - Karlsquell war längst zu einem Szene-Bier geworden - senkte Aldi die Preise um vier Pfennig pro Dose, so dass man jetzt wirklich für knapp zehn Mark in den Genuss einer ganzen Palette kam.

      Zugegeben: Das Bier schmeckte beschissen. Aber es hatte eine gewisse Magie. Schnell entwickelten sich die abenteuerlichsten Geschichten rund um "Aldis Rache". Während ich mir sicher war, dass es sich dabei um die perfekte Verklappung überschüssiger Flüssigkeiten sämtlicher Brauprozesse in Norddeutschland handelte, schworen die Verschwörungstheoretiker bei uns im Dorf, dass es sich - wie bei so vielen Aldi-Artikeln - um ein Markenprodukt im Billiggewand handelte.

      Doch so schlecht konnte kein Markenbier schmecken. Man hatte eigentlich nur eine Chance, es seinem Gaumen halbwegs als "Edel-Pils" - wie es im Untertitel auf der Dose angepriesen war - zu verkaufen: wenn man es eiskalt "genoss". Weil die Kohlensäure gerade einmal ausreichte, um der Dose beim Öffnen ein leichtes "Pffff" abzuringen, empfahl es sich zudem, die Teile von vornherein zu schießen, also einen Stift oder etwas anderes Spitzes in die Seite zu rammen, dann im Stil einer Wassermelone mit beiden Händen seitlich liegend an den Mund zu führen und das geschmeidige Weißblech am Ende auszudrücken wie eine Zitrone. So konnte man aus der Biernot eine Tugend machen und nach wenigen Büchsen schon berauscht sein.

      Praktisch wie ein Schweizer Taschenmesser


      Oder wie Slime sang: "Nach dem fünften Bier, ich spür's sofort du bist ein ganz schöner Brecher. Und nicht nur das, wenn du alle bist, bist du ein geiler Aschenbecher." Liebe kann erdrücken, diese Liebe konnte man sogar zerdrücken und danach in der Tat noch als soliden Aschenbecher benutzen. Doch damit nicht genug. Karlsquell-Dosen waren fast so praktisch wie Schweizer Taschenmesser. Mit einem Schraubenzieher ließ sich die Dose in Sekunden zu einer Pfeife umfunktionieren. Fachmännisch um die eigene Längsachse gedreht konnte man sich mit den spitzen Kanten wahlweise gegen Popper verteidigen oder selbst tätowieren.

      Ein Fünf-gegen-Zwei mit einer Dose als Fußballersatz unterhielt nicht nur die sieben Beteiligten, sondern die Anwohner ganzer Marktplätze. Zwischenzeitlich mutierten die Dosen bei uns auf dem Dorf sogar zum Währungsmittel: Wer am Ende des Gelages noch auf ein paar Dosen saß, konnte diese leicht gegen Rauchwaren oder Nahrungsmittel im doppelten bis dreifachen Gegenwert eintauschen.

      Zwei besonders treue Fans unserer damaligen Punkband stachelten uns immer wieder mit dem flüssigen Gold an. Pro fertigem eigenen Lied gab es zwei Paletten Karlsquell. Nie werde ich den Tag vergessen, als wir gleich zwei neue Lieder präsentieren konnten. Von den leeren Dosen bauten wir anschließend einen dreieckigen Turm, der als "Bieramyde" in die Geschichte unseres Bandkellers in der Schule einging.

      Doch wie das mit der Liebe so ist: Erst geht sie durch den Magen, dann verursacht sie schlimme Kopfschmerzen und irgendwann geht sie zu Ende. Bei mir war es der Zeitpunkt, an dem ich mein erstes Geld verdiente. Nach einigen Affären mit König Pilsener und Warsteiner entschied ich mich damals für Astra. Das Pils der Marke Karlsquell starb einige Jahre später mit der Einführung des Dosenpfands. Den Namen werden Millionen Fans - auch dank Slime - allerdings nie vergessen.

      Quelle: spiegel.de/einestages/kult-bie…-karlsquell-a-949063.html


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      Bierjunge de.wikipedia.org/wiki/Bierjunge

      Leibfuchs spricht: Morgen ist
      Frühschoppentag,
      Wie ich da wieder saufen mag,
      Wie will ich spinnen und trinken Rest,
      Das Bierjungetrinken ist mir ein Fest –
      Dem Bierjungen, dem bin ich hold –
      Hört ihr’s, wie der Syphon grollt?


      Bierminute
      Eine Bierminute ist eine Zeiteinheit unter Verbindungsstudenten. Dabei gilt: Fünf Bierminuten = drei Zeitminuten. Oft ist in einer Bierminute auch nur die Hälfte der bürgerlichen Zeit enthalten: sechs Bierminuten = drei Zeitminuten. Dies ist die Zeit, in der in der Regel die unter Couleurstudenten üblichen, bierehrlichen Handlungen vollzogen werden müssen.



      Stafette
      Bei einer Stafette stellen sich jeweils zwei (möglichst gleich starke) Gruppen gegenüber auf und trinken der Reihe nach ihr Bier „auf ex“, also in einem Zug aus. Sobald das Glas des gerade Trinkenden den Tisch berührt, nimmt der nächste der Stafette sein Glas in die Hand und trinkt dieses. Das letzte „Glied“ einer Stafette ruft nach dem Absetzen „durch“. Wenn beide Gruppen gleich schnell sind (a tempo ital. „gleichzeitig“), sollte die Stafette wiederholt werden.
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